Chinesische Arznei-Therapie

Für jeden Patienten das passende Medikament

Mit chinesischen Kräuter-Rezepturen lassen sich viele Beschwerden und Krankheiten behandeln.Dass Kräuter heilsame Wirkung haben können, wissen wir alle: Kamille beruhigt einen aufgeregten Magen, Lavendel die Nerven. Hopfen macht ein bisschen müde, und Ingwertee lässt uns leicht schwitzen und hilft damit bei einer aufkeimenden Erkältung. Viele Schwangere schätzen Ingwer auch, weil er Morgenübelkeit lindern kann.

In der Arzneimittelkunde der Chinesischen Medizin sind tausende Kräuter und Pflanzenteile, Mineralien und auch einige tierische Produkte als pharmakologisch wirksam bekannt. In den vergangenen 2000 Jahren haben chinesische Heiler und Ärzte viele Hunderte Rezepturen entwickelt, die noch heute als Grundlage für individuelle Verordnungen gute Dienste leisten. In chinesischen Krankenhäusern werden sie Patienten ganz selbstverständlich als Heilmittel verabreicht.

Gegen alles ist ein Kraut gewachsen

Wichtig für jedes Rezept ist stets eine detaillierte Diagnose, das heißt eine sorgfältige Bestandsaufnahme sämtlicher Symptome und deren Zuordnung zu bestimmten Beschwerdemustern. Die Kategorien chinesischer Rezepturen sind für unser westliche Verständnis erst einmal gewöhnungsbedürftig: Da gibt es Rezepturen gegen Wind-Kälte (das können Erkältungs-, aber auch Heuschnupfen-Symptome sein), Rezepturen zur Behandlung von Feuchter Hitze (nach westlicher Diagnose z.B. bestimmte Formen einer Blasenentzündung) oder solche zur Stärkung des „Milz- und Magen-Qi“ (das entspricht in etwa dem Symptomkomplex Appetitlosigkeit, schlappe Gliedmaßen und Müdigkeit, Blässe, weicher Stuhlgang).

Bleiben wir beim letzten Beispiel, dem schwachen Milz- und Magen-Qi, und stellen uns eine Patientin vor: Sie zeigt fast alle genannten Symptome. Eine passende chinesische Rezeptur würde unter anderem Ginseng und Süßholzwurzel enthalten. Allerdings hat die Patientin keinen zu weichen Stuhlgang, sondern Verstopfung. In diesem Fall würde die Originalrezeptur nicht allzu viel Wirkung zeitigen. Ergänzt mit ein oder zwei weiteren pflanzlichen Komponenten wie z.B. Angelica Sinsensis, chinesisch Dang Gui, entfaltet sie dann aber die gewünschte Wirkung. Die Energie nimmt zu, ebenso der Appetit – und auch die Verdauung klappt wieder.

Medikament nach Maß

Ein individuell zugeschnittenes, gut verträgliches Medikament lässt sich mithilfe der Chinesischen Arzneitherapie also durchaus zusammenstellen. Dass es dazu einer professionellen Ausbildung und jahrelanger Erfahrung bedarf, leuchtet sicher sofort ein – und auch, dass jedes Medikament unerwünschte Nebenwirkungen haben kann. Von Selbstversuchen auf der Grundlage eigener Internetrecherchen oder auch dem Beziehen von Präparaten aus Asialäden oder über das Internet rate ich daher dringend ab. Weder ist Kurkuma ein Allheilmittel gegen Darmentzündungen noch wirkt abgekochte getrocknete Mandarinenschale grundsätzlich und dauerhaft gut gegen Blähungen. Es ist alles eine Frage der Dosierung, der korrekten Kombination sowie Dauer der Einnahme – dazu bedarf es Fachkenntnis.

Wie sicher sind Chinesische Kräuter?

Noch ein Wort zur Arzneimittelsicherheit: Die Bestandteile meiner Rezepturen beziehe ich ausschließlich über darauf spezialisierte und zertifizierte Apotheken. Alle Zutaten werden nach internationalen und deutschen Standards mehrfach auf Schadstoffe getestet – ebenso wird der tatsächliche Wirkstoffgehalt geprüft sowie die korrekte Identität festgestellt (ist es wirklich Kraut XY und kein toxischer Namensvetter). Pflanzen mit hochgiftigen Inhaltsstoffen wie z.B. der Aristolochia-Säure sind hierzulande ohnehin verboten – ebenso wie geschützte Arten. Organisationen wie die Arbeitsgemeinschaft von TCM Apotheken sowie das Centrum für Therapiesicherheit in der Chinesischen Arzneitherapie stehen für ein Höchstmaß an Sicherheit.

Von Bärengalle und Tigerpenis

Mit angemessenem Schaudern lassen sich immer wieder Berichte über eine Vorliebe von Chinesen für den Konsum exotischer Tiere bzw. deren Körperteile lesen. Vor allem zur Potenzsteigerung scheint manchen Herren jedes Mittel recht. Allerdings haben weder Tigerpenis noch Rhinozeroshorn etwas mit seriöser Chinesischer Medizin zu tun. Solche „Zutaten“ sind illegal und gehören in die Abteilung abergläubischen Wunschdenkens. Es gibt hierzu Gesetze, Artenschutzabkommen, Kaskaden pharmakologischer Prüfungen – Sie brauchen also keine Sorge zu haben, dass in Ihrem Tee Bärengalle ist oder dass Sie Schuppen vom Schuppentier untergejubelt bekommen.

Covid-19 und Chinesische Medizin

Die Chinesische Arzneimittelkunde wird in den meisten Krankenhäusern Chinas ganz selbstverständlich zusammen mit der Schulmedizin angewandt oder mit ihr kombiniert. Auch im Zuge der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie haben chinesische Ärzte und Kliniken Kräuterrezepturen entwickelt, um die Symptome der schweren Erkrankung zu lindern, die Genesung von Patienten zu unterstützen oder auch prophylaktisch das Immunsystem der Menschen zu stärken. Diese Maßnahmen ersetzen nicht die Suche nach einem Impfstoff und wirksamen antiviralen Medikamenten, sind aber eine hilfreiche Ergänzung.
Hierzu der Hinweis: Als Heilpraktikerin ist mir laut Infektionsschutzgesetz untersagt, Covid 19 zu diagnostizieren oder zu behandeln. Ich möchte allein darüber informieren, dass es in China über die Schulmedizin hinaus gehende Behandlungsansätze gibt.