Brennen, Niesen, Laufen – was Augen und Nase tun, wenn sie HEUSCHNUPFEN haben
Und was die Chinesische Medizin dagegen tun kann
Menschen mit einer Pollenallergie haben es nicht leicht: Da grünt und blüht es wunderschön, aber sie sehen die Frühlings- und Sommerpracht der Natur durch rote, tränende Augen, die auch noch jucken. Die Nase läuft, und Niesattacken setzen den unangenehmen und lästigen Symptomen die Krone auf. Jede/r Fünfte in Deutschland leidet unter Heuschnupfen – eine ganze Menge. Was ist zu tun? In meinem Blog möchte ich das unserem Kulturkreis oft fremd oder auch befremdlich erscheinende Konzept der Chinesischen Medizin erklären, in einfachen Worten und verständlich für alle. Eine Art Übersetzung: Chinesisch-Deutsch.
Schulmedizinische Fakten: Heuschnupfen auf Deutsch
Heuschnupfen heißt auch allergische Rhinitis – eine Überempfindlichkeitsreaktion der Schleimhäute von Nase und Rachen. Wenn die Augenbindehäute ebenfalls allergisch auf die Pollen reagieren, spricht man von einer Konjunktivitis. Schuld ist eine Überreaktion des Immunsystems: Fälschlicherweise halten die an sich nützlichen Antikörper unseres Abwehrsystem die Pollen bzw. deren Eiweiße für Angreifer (Antigene), so als seien diese Bakterien oder Viren.
Diese Antikörper haben an sich die Aufgabe, Feinde unseres Körpers unschädlich zu machen. Sie sitzen auf bestimmten weißen Blutkörperchen wie Reiter der Verteidigungskavallerie. Stoßen sie auf einen Angreifer, ein Antigen, so veranlassen sie ihre „Pferde“, die Mastzellen, Histamin und andere Gewebsbotenstoffe freizusetzen. Die umliegenden Gefäße weiten sich, die Durchblutung nimmt zu (Rötung und Schwellung), Adrenalin wird ausgeschüttet (der Bludruck steigt, das Herz schlägt schneller). Außerdem reizt Histamin sensible Nervenenden, was zum Juckreiz führt.
Man spricht hier vom Allergietyp I, dem so genannten Sofort-Typ, denn die allergische Reaktion erfolgt sofort bzw. sehr schnell, also binnen Sekunden oder Minuten. Zu den Allergien dieses Typ zählen auch die Hausstaubmilben-, Tierhaar- oder Medikamentenallergie; außerdem überschießende Reaktionen auf Insektenstiche oder bestimmte Obstsorten wie Erdbeeren oder Kiwis.
Ursachen für Heuschnupfen nach der westlichen Medizin
Eine eindeutige Ursache kann die Naturwissenschaft bislang nicht formulieren. Doch es lassen sich bestimmte Risikofaktoren benennen:
- * Vererbung (Wenn Allergien in der Familie liegen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, selber allergisch zu reagieren – häufig tritt Heuschnupfen auch kombiniert mit Neurodermitis oder Asthma auf)
- * zunehmende Luftverschmutzung, Tabakrauch
- * verlängerte Pollensaison durch die Klimaerwärmung
- * übertriebene Hygiene während der Kindheitsjahre, so dass das Immunsystem keine echte Gelegenheit hatte, die Unterscheidung zwischen schädlichen und unschädlichen Stoffen zu trainieren
Heuschnupfen-Therapie in der westlichen Medizin
Die schulmedizinische Therapie verabreicht Antihistaminika, die die Symptome deutlich lindern, sowie Cortisonsprays oder -tabletten bei sehr ausgeprägten Beschwerden, zum Beispiel bei allergischem Asthma. Außerdem wird häufig eine Desensibilisierung durchgeführt: eine Art Training für das Immunsystem, die Polleneiweiße nicht mehr zu bekämpfen, indem die allergieauslösenden Substanzen über längeren Zeitraum in allmählich steigender Dosis verabreicht werden. Bei manchen Patienten wirkt diese Methode gut – andere reagieren empfindlich darauf.
Akupunktur-Fakten: Heuschnupfen auf Chinesisch
Die bildhafte Chinesische Medizin beschreibt die eindringenden Schadstoffe (Pollen) als Pathogene, die vom Wind in den Körper geweht werden. Je nach Ausprägung der Symptome unterscheiden wir in der chinesischen Diagnose zwischen Wind-Hitze und Wind-Kälte.
Wind-Hitze-Symptome sind gerötete juckende Augen, Niesen, laufende Nase, Halsjucken, leichter Durst
Wind-Kälte-Symptome sind Niesen, laufende Nase, blasse Gesichtsfarbe, kein Durst
Ursache von Heuschnupfen in der Chinesischen Medizin
Als Ursache geht die Chinesische Medizin von einer Schwäche in Lunge und Niere aus. Achtung: die Organbezeichnungen entsprechen nicht vollständig den anatomischen Organen! Es handelt sich viel mehr um teils metaphorische, teils funktionelle Beschreibungen. So ist die Lunge, chinesisch betrachtet, die Herrscherin über die Lebensenergie Qi, die verschiedene Funktionen hat: unter anderem die Abwehrkraft, das Wei Qi, zu bilden. Die Lunge senkt Qi ab – wenn diese Funktion versagt, kommt es zu Husten oder Atemnot.
Die Nieren hingegen sind in der Chinesischen Medizin die Urquelle sämtlicher Energie, der Hort von Yin und Yang. Alles, was dem Menschen an körperlichem, geistigen und emotionalen Potenzial mitgegeben wurde (analog zur DNA vielleicht), hat hier ihren Sitz. Die Kraft der Nieren ist nötig für jeden Aufbauprozess im Körper: Die Bildung von Qi und Blut, Fruchtbarkeit, das Werden, Wachsen und Vergehen. Knochenbau, Zustand der Zähne sowie der Ohren, Gehirnleistung und vieles mehr werden der Niere zugeordnet. Und, in diesem Zusammenhang wichtig: Die Nieren sind aufgrund ihrer Funktion als Substanz- (Yin) und Wärme- (Yang) Speicher des Menschen essenziell für die Abwehrkraft.
Emotionale Ausgeglichenheit ist wichtig für das Immunsystem
Wer von Termin zu Termin hetzt, sich nirgendwo sicher und gut aufgehoben fühlt oder ständig in Hab-Acht-Stellung ist, aktiviert damit dauerhaft sein Immunsystem. Der Körper ist unentwegt in Alarmhaltung und verlernt es mit der Zeit, wann diese Verteidigungshaltung sinnvoll ist – und wann nicht. Anhaltender Stress und / oder emotionale Ausnahmezustände können also auch ein Faktor bei der Entwicklung von Allergien sein.
Auch das Konzept der Leber im chinesischen Sinne spielt bei der Allergie eine Rolle: Die Leber ist dafür zuständig, den ausgeglichenen Qi- und Blutfluss zu gewährleisten. Ihr sind außerdem Qualitäten wie Mut, Visionen, Tatkraft – aber auch Angriff, Kampf und Zornesausbrüche zugeordnet. Bei allergischen Reaktionen erleben wir ein Zusammenspiel von Überreiztheit, Kampf (gegen die Falschen), das heißt, die Leberenergie ist nicht ausgeglichen. Deshalb wird das chinesische Konzept Leber mit bestimmten Akupunkturpunkten mit in die Allergiebehandlung eingeschlossen und sozusagen beruhigt.
Heuschnupfen-Behandlung mit Akupunktur
Bei der Heuschnupfenbehandlung mit Chinesischer Medizin gibt es zwei Phasen: die Akutbehandlung sowie die Prophylaxe. Akut behandeln heißt: Patient kommt mit roten, tränenden juckenden Augen, Schnupfen und Niesattacken in die Praxis. Es gibt etliche sehr wirksame Akupunkturpunkte, um die allergischen Symptome zu lindern. Oft geht das sehr schnell. Einige davon befinden sich am Kopf, andere am Rücken. Auch so genannte Fernpunkte, die zum Beispiel an den Füßen liegen, haben eine gute Wirkung auf den Kopf, Augen und Nase.
Und dann gibt es noch einen Punkt auf der Ohrspitze, also dem höchsten Punkt der Ohrmuschel: Ein kleiner Nadelstich zeigt hier oft große Wirkung, manchmal kommt ein Tröpfchen Blut, der bildlich und praktisch gesprochen die Fülle und Hitze aus dem Kopf ableitet. Damit können Hitze-Symptome wie Rötung und Juckreiz abnehmen oder sogar verschwinden.
Die Prophylaxe sollte im Herbst begonnen werden, wenn die Pollen nicht mehr fliegen. Hier geht es insbesondere um die Stärkung der Nierenenergie, um in der kommenden Saison besser gewappnet zu sein. Es ist unmöglich, an dieser Stelle sämtliche Akupunkturpunkte aufzuzählen. Doch die Erfahrung zeigt, dass die Chinesische Medizin mit einer Kombination aus Akupunktur, Wärmebehandlung (Moxibustion) oder auch der Massage- und Akupressurtherapie Tuina sehr wirkungsvoll im Kampf gegen den Heuschnupfen sein kann.
Gleiches gilt übrigens für die Behandlung anderer Allergien oder auch Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten.